( Bildschirmfoto: Online-Artikel aus den Stuttgarter Nachrichten vom 16.03.2018 )
Die Stadt Stuttgart testet im Rahmen ihres Konzepts für mehr Sauberkeit in der Stadt den sogenannten Presshai.
Dieser solarbetriebene Mülleimer, der seinen Inhalt zusammenpresst und somit Platz für neuen Müll schafft,
kostet die Stadt zirka 8.000 € und soll Überfüllungen vorbeugen.
Sind zehn solcher Mülleimer im Einsatz kann die Stadt, die Füllstände computerunterstützt abfragen und Leerungen steuern.
Nicht nur der Bund der Steuerzahler schlägt aufgrund des hohen Anschaffungswerts Alarm, sondern auch PflandflaschensammlerInnen, die ihr geringes Einkommen beziehungsweise ihre Sozialleistungen durch das Sammeln von Dosen und Flaschen aufbessern und mittlerweile auf dieses „Einkommen“ angewiesen sind.
Aus Stuttgarter Nachrichten/Zeitung vom 16.03.18:
„Wenn sich diese Dinger durchsetzen“, sagt der Rentner, „können wir ganz einpacken.“
Schon jetzt überlegt er, ob er nicht aufgibt. „Im Vergleich zu früher bleibt kaum noch was übrig.“
Die Konkurrenz werde immer größer: „Immer mehr alte Menschen bessern sich so ihre Rente auf. Zudem gibt es organisierte Gruppen.“
Diese Einschätzung teilt Gabi Großhans. Sie arbeitet in der Tagesstätte „Olga 46“ des Caritasverbandes in der Olgastraße,
wo wohnungs- und obdachlose Menschen, Menschen in Armut, aus unsicheren Verhältnissen, aus Notunterkünften oder Wohnheimen täglich das Notwendigste bekommen,
was man zu einem würdevollen Leben braucht. „Bei uns herrscht helle Aufregung wegen dieser Mülleimer“, sagt sie, „für viele ist das Pfandsammeln ein wichtiger Bestandteil ihres Lebensunterhalts.“
Nicht nur finanziell. Das Sammeln hält diese Menschen aktiv und trägt zu ihrem
Selbstwert bei.So erwirtschaften sie selbst etwas und sind nicht von Almosen abhängig. Auch die Gäste des Olga 46 berichten, dass immer mehr Menschen in Stuttgart das Pfandsammeln als Erwerbsquelle nutzen.
Neben Rentnern, Langzeitarbeitslosen und Wohnsitzlosen, sind es nun auch Flüchtlinge und organisierte Banden, die Pfand sammeln.
„Als sie das erste Mal vom Müll-Hai gehört hatten, machte sich Fassungslosigkeit breit“, sagt Gabi Großhans. In der anschließenden Diskussion fragten sich die Olga-46-Gäste:
„Warum macht man so etwas. Haben wir noch einen Platz in dieser Stadt.“ Einer stellte betrübt fest:
„Erst waren es die Bänke, jetzt sind es die Mülleimer. Man will das, was stört und Dreck ist in dieser Stadt unsichtbar machen.“
Angesichts des Einzelpreises von 8000 Euro fragte man sich zudem:
„Was bin ich als Mensch dieser Stadt wert?“ Gabi Großhans meint dazu nur:
„Mit 8000 Euro kann ich etwa 50 Besucher der Tagesstätte zwei Monate lang mit einer warmen Mahlzeit täglich versorgen.“
Links:
Stuttgarter Nachrichten, 16.03.18
Bento, 21.03.18
Südwestpresse, 03.08.17
https://www.swp.de/suedwesten/staedte/stuttgart/zehn-millionen-fuer-mehr-sauberkeit-23596105.html